Perspektivwechsel

Im Abschlussdokument der Synode im Bistum Trier sind vier Perspektivwechsel formuliert. Sie sind als Aufforderung zu verstehen, den bisherigen Blickwinkel in Frage zu stellen. Gott und die Welt, Wirken der Kirche und das Handeln anderer Institutionen, das individuelle und das gemeinschaftliche Leben , alles kann so neu in den Blick kommen.
Das bedeutet nicht, dass Altes entwertet wird. Im Gegenteil. Die Perspektivwechsel fordern dazu auf, zu unterscheiden: Wir können Gott danken für all das, was gut war und heute zum Ende gekommen ist. Wir können Gott bitten für all das, was uns heute für die Zukunft weiterhilft. Bischof Dr. Ackermann schrieb im Vorwort des Synodendokuments: 

"Die vier Perspektivwechsel sind erwachsen aus den vielen guten Ansätzen, die wir im Bistum Trier schon leben. Doch wenn wir die Perspektivwechsel wirklich ernst nehmen, dann fordern sie uns angesichts der rasanten gesellschaftlichen Verädnerung des dirtten Jahrtausends auch heraus."

  • Vom anderen her denken

    "Eine Kirche, die vom Einzelnen her denkt, sucht den einzelnen Menschen in seiner Lebenswirklichkeit auf und möchte ihn darin verstehen lernen. Vom Einzelnen her denken meint eine fragende, sich interessierende, sich solidarisierende und eine zugewandte Kirche. Sie vertraut auf die Gegenwart Gottes im Leben jedes Menschen und richtet ihr Handeln an Jesus Christus aus."

  • Charismen vor Aufgaben

    "Mit Charismen vor Aufgaben in den Blick nehmen meint die Synode, dass die Gaben, mit denen Gottes Geist die Getauften ausstattet, im Leben der Kirche von Trier zur Geltung kommen sollen. Es geht also um die Einzelnen, die sich mit dem in die Gestaltung der Kirche einbringen wollen, was der Geist ihnen jeweils schenkt. [...]
    Dabei bleibt der Zusammenhang von Aufgaben und Charismen im Blick. Fast alle Aufgaben in Kirche und Gemeinde verweisen auf Befähigungen und Kenntnisse, die in einem engen Zusammenhang mit  entsprechenden Charismen stehen, und fordern diese heraus."

  • Netzwerkartige Kooperationsformen verankern

    Innerhalb eines bestimmten Territoriums richtet sich der Blick nun auf das vielfältige Leben der Gläubigen und ihrer Vergemeinschaftungsformen in diesem Territorium. Die so verstandene Pfarrei wird sich immer mehr zu einer Gemeinschaft von Gemeinschaften entwickeln und verschiedene Orte kirchlichen Lebens hervorbringen.

  • Das synodale Prinzip leben

    "Die als hierarchische Gemeinschaft verfasste Kirche anerkennt und lebt, dass sie auf Dialog, Austausch und Beratung angewiesen ist. Denn im Hören aufeinander wird auch die Stimme des Heiligen Geistes deutlicher erkennbar. So geschieht vom Geist getragene gemeinsame Entscheidungsfindung, Mitverantwortung und Mitbestimmung. Das synodale Prinzip bistumsweit leben bedeutet, dass alle Gläubigen aufeinander hören und sich aufeinander einlassen. Auf diese Weise werden alle zu Akteuren und Mitgestaltern. Dies entspricht dem alten römischen Rechtsgrundsatz, wonach das, was alle angeht, von allen besprochen werden muss."